
Leserbrief:
Milliardär durch Windräder
Die Windkraft gilt als zentrale Säule der Energiewende. Doch hinter dem grünen Image verbirgt sich nach Ansicht von Experten eine hochprofitable Industrie, die längst eigene ökonomische Dynamiken entwickelt hat. Milliardenbeträge fließen in die Projektentwicklung, und zahlreiche Unternehmer haben damit große Vermögen aufgebaut.
Wie der Energieanalyst Thomas Mock (https://www.tichyseinblick.de/podcast/te-wecker-am-31-oktober-2025/ )erläutert, entsteht der eigentliche Reichtum nicht durch den Betrieb der Windräder, sondern durch das Geschäftsmodell rund um die Projektentwicklung. Wer frühzeitig geeignete Standorte sichert, sie genehmigen lässt und anschließend weiterverkauft, profitiert von den garantierten Renditen, die das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zusichert. So werden Gewinne bereits realisiert, bevor die Anlagen überhaupt Strom produzieren.
Kritiker sprechen in diesem Zusammenhang von einer systematischen Umverteilung: Die Kosten der Förderung tragen Verbraucherinnen und Verbraucher über steigende Strompreise sowie der Staat über Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt. Die finanziellen Vorteile hingegen konzentrieren sich auf wenige Akteure – Investoren, Projektentwickler und Fonds.
Zunehmend rückt jedoch auch die Schattenseite der Branche in den Fokus. Neben ökologischen Fragen, etwa zum Flächenverbrauch und Eingriffen in Landschaft und Natur, häufen sich technische Zwischenfälle. Jüngst kam es im Münsterland zu einem größeren Unglück mit einer Windkraftanlage, das erneut Zweifel an Sicherheitsstandards und Wartungsstrukturen aufwarf und die Frage aufwirft, wer am Ende die Kosten trägt
In Havixbeck im Kreis Coesfeld ist am Montagmorgen eine Windkraftanlage schwer verunglückt. Der gesamte Kopf eines 125 Meter hohen Windrads des Typs Nordex N149 brach ab und stürzte auf den darunterliegenden Acker. Tausende Trümmerteile verteilten sich über die Fläche in der Bauerschaft Hohenholte. Der Unfall wurde von zwei Monteuren bemerkt, die in der Nähe arbeiteten. Verletzt wurde glücklicherweise niemand.
Nach Angaben der Polizei wird derzeit von einem technischen Defekt als Ursache ausgegangen. Das Windrad war erst im Februar 2024 in Betrieb genommen worden – also kaum anderthalb Jahre alt. Aufgrund der potenziellen Hochspannungsgefahr durften Einsatzkräfte das Gelände zunächst stundenlang nicht betreten. Inzwischen wurden weitere Anlagen desselben Typs vorsorglich abgeschaltet.
Doch mit dem Vorfall stellt sich eine grundsätzliche Frage: Wer zahlt, wenn die Technik versagt?
Der betroffene Landwirt, auf dessen Fläche das Windrad steht, hofft auf Garantieleistungen des Herstellers. Doch selbst wenn diese greifen, bleiben zahlreiche Folgekosten offen: die aufwändige Bergung der Trümmer, die Reinigung des Ackers, eventuelle Bodenschäden – und nicht zuletzt der Produktionsausfall. Nach Behördenangaben müssen tausende Einzelteile eingesammelt und entsorgt werden.
Der Fall offenbart ein strukturelles Problem der Branche. Während die Gewinne bei Projektentwicklern und Investoren anfallen, tragen die praktischen Risiken oft die Betreiber vor Ort – häufig Landwirte oder kleinere Energiegesellschaften. Bei Havarien, Stillständen oder Versicherungsstreitigkeiten können so beträchtliche finanzielle Belastungen entstehen, die am Ende nicht selten über Versicherungen oder öffentliche Fördermechanismen indirekt von der Allgemeinheit mitgetragen werden.
Damit wirft der Unfall von Havixbeck nicht nur technische, sondern auch ökonomische und gesellschaftliche Fragen auf:
- Wer haftet für die Folgekosten solcher Zwischenfälle?
- Reichen Garantien und Versicherungen aus, um Schäden vollständig zu decken?
- Und letztlich: Wer bezahlt die Risiken einer Energieindustrie, deren Gewinne längst privatisiert, deren Kosten aber häufig sozialisiert werden?
Der Zwischenfall im Münsterland wird daher nicht nur als technisches Versagen gesehen, sondern auch als Symbol für eine größere Schieflage im System der Energiewende – zwischen Gewinnern, die an Renditen partizipieren, und denjenigen, die am Ende die Konsequenzen tragen.
Damit steht die Windkraftindustrie exemplarisch für ein Dilemma der Energiewende: Zwischen klimapolitischem Anspruch und ökonomischer Realität öffnet sich eine Lücke, in der sich große Gewinner und viele Zahlende gegenüberstehen.



