
Offener Brief
zur aktuellen Debatte um die „Stadtbild“-Äußerung von Friedrich Merz und die Reaktionen der Radikalen Töchter möchte ich Folgendes anmerken:
Es ist keineswegs rassistisch, auf gesellschaftliche Missstände hinzuweisen. Wenn von Verwahrlosung, mangelnder Integration oder einem Festhalten an überholten Weltbildern die Rede ist, dann sind das Beobachtungen, die ernst genommen werden müssen. Viele dieser Probleme entstehen dort, wo Aufklärung und westliche Werte nicht angenommen werden.
Das Ansprechen solcher Tatsachen ist nicht diskriminierend, sondern notwendig, um Lösungen zu finden. Nur wer Ursachen offen benennt, kann Probleme verstehen und beheben.
Besonders befremdlich finde ich, dass die Radikalen Töchter zwar lautstark von Respekt und Demokratie sprechen, dabei aber jene völlig ausblenden, die diesen Respekt am dringendsten verdienen: all die Töchter, die Opfer von Gewalt geworden sind – Mädchen, die zwangsverheiratet, misshandelt, vergewaltigt oder im Namen einer sogenannten Ehre ermordet wurden.
Diese Frauen sind die eigentlichen Töchter, deren Stimmen oft ungehört bleiben. Ihr Leid zeigt, was passiert, wenn Menschen – meist Männer – kein Verständnis für Gleichberechtigung, Selbstbestimmung und die Stellung der Frau in einer freien Gesellschaft haben. Gerade deshalb sollte man darüber sprechen dürfen, ohne sofort in die Ecke des Rassismus gestellt zu werden.
Nicht hinnehmbar ist zudem, wenn Bewegungen, die sich „radikal demokratisch“ nennen, mit rhetorischen Mitteln arbeiten, die selbst den demokratischen Grundwerten widersprechen. Wer andere moralisch abwertet oder gar historische Vergleiche mit Goebbels zieht, handelt nicht im Sinne eines respektvollen Diskurses.
Wer für Demokratie und Respekt eintritt, sollte diesen Maßstab auch selbst einhalten. Nur durch offene, ehrliche und respektvolle Diskussion kann unsere Gesellschaft Probleme lösen – nicht durch moralische Ausgrenzung.



